05/2019
Belgien
Gueuze, Lambic oder Kriek sind euch kein Begriff? Dann könnte dieses Event noch etwas zu früh in eurer Biertrinker-Karriere kommen. Belgisches Sauerbier ist der mir bekannteste, traditionellste Bierstil um nachzuempfinden, wie Bier in den vergangen Jahrhunderten wohl geschmeckt hat. Mit Hilfe der sogenannten Spontangärung (Einsatz von wilden Hefen, genauer gesagt der Brettanomyces Bruxellensis, anstatt den separierten Reinzuchthefestemmen) werden hier von einem kleinen Kreis, den sogenannten „Lambic“-Brauern, Biere hergestellt, die die Geschmackssinne in Bezug auf den bereits bekannten Biergeschmack neu sortieren. Durch eine gute Biersommelier-Freundin aus Hamburg (Iris, du bist die Beste!), die uns auf das nur alle 2 Jahre stattfindende Event aufmerksam gemacht hat, haben wir uns mit ein paar Sommelier-Kollegen aus meinem Biersommelier-Kurs in Brüssel getroffen, um im Zuge der Tour de Gueuze die bekanntesten Lambic Brauereien zu besichtigen und deren Bierkreationen zu probieren.
Auf der Liste standen die Brauereien Lindemans, Mort Subite, Tilquin, De Cam und die heiligen Hallen der Cantillon Brauerei im Herzen Brüssels.
Welche Eindrücke wir dort gewinnen konnten sucht weiterhin seinesgleichen in meiner Zeit als Biersommelier.
Aber was ist eigentlich ein Lambic?
Lambic ist ein Bierstil, bei dem das Bier nach dem Brauvorgang in offenen Gärbottichen mit den in den Brauereien über Jahrhunderte entwickelte Hefe-Flora in Berührung kommt. Anschließend wird das Bier in Holzfässern oder großen Foedern abgefüllt, in denen dieses die nächsten 3 Jahre seines Bierdaseins verbringt. Nach 3 Jahren wird dann das sogenannte Lambic mit anderen, jüngeren Jahrgängen vom hauseigenen Brauerei-Blender (ähnlich dem Whisky Blender) miteinander verschnitten, sodass am Ende die sogenannte Gueuze entstehen kann. Nimmt man dann noch sogenannte Scharbeek-Kirschen oder andere Früchte und setzt diese für ein paar Monate dem Lambic bei, entstehen Bierstile wie das belgische Sauerkirschbier „Kriek“.
Für wen sich das bereits ultra kompliziert anhört, keine Sorge, ich habe fairerweise auch nur die Grundzüge der Herstellung verstanden. Ich war ja nicht zum Studieren dort, sondern um Bier zu trinken. 😉
Zusammenfassend treffen in den Lambic-Brauereien Jahrhunderte lange Brautradition mit der Kompetenz der Braumeister zusammen. Man kann also in dem Fall von echter „Braukunst“ sprechen.
Was mich besonders an der Tour de Gueuze begeistert hat, war neben den tollen Brauereien und dem Herzblut und der Demut der dort tätigen Brauer, vor allem die Begeisterung der Teilnehmer aus aller Welt und der guten Stimmung während des Events. Man hatte das Gefühl, man sei im Paradies für Biersommeliers angelangt. Das hat mich wahrscheinlich neben den Geschmackseindrücken am nachhaltigsten an der Tour de Gueuze beeindruckt.
Um es kurz und knapp zu machen. Die Tour de Gueuze war eines meiner Bierreise-Highlights der vergangenen Jahre. Hier habe ich euch ein paar Impressionen zusammengestellt und gleichzeitig ein paar Reiselinks für euren nächsten Besuch in Brüssel. Ich wünsche euch viel Spaß beim Entdecken!
Bartipps in Brüssel:
…Für den gepflegten Biergenuss: https://www.alamortsubite.com/en/
…Für die Bierauswahl: https://www.moederlambic.com/?lang=fr
…Weils eben Brewdog ist: https://www.brewdog.com/bars/global/brewdog-brussels
…Für die Partynacht eures Lebens: https://www.deliriumvillage.com/bar/delirium-cafe/
Brauereibesichtigungen:
UNBEDINGT BESUCHEN! https://www.cantillon.be/?lang=en